Zigarrenherstellung

Die Zigarrenherstellung hat im Eichsfeld eine lange Tradition.

Die erste Tabakfabrik im Eichsfeld wurde im Jahre 1782 von dem Holländer Johann Peter van der Stiege in Heiligenstadt gegründet. Er beschränkte sich auf die Herstellung von Schnupftabak.

1858 wurde in Heiligenstadt eine Zigarrenfabrik mit sechs Angestellten gegründet. Die Angestelltenzahl wuchs schnell. Bereits 1881 wurden allein in Heiligenstadt 2700 Tonnen Rohtabak zu Zigarren verarbeitet. Heiligenstadt wurde zum Mittelpunkt der Zigarrenindustrie.

Die Zigarrenherstellung benötigte zur damaligen Zeit wenig Produktionsmittel. Sie eignete sich deshalb besonders gut für die Entfaltung eines breiten Filialsystems. Ein Teil der Zigarrenfabrikation wurde in Heimarbeit geleistet. Es entstanden ganze Zigarrenarbeiterfamilien. So kam es, dass sich im Eichsfeld ein Stamm hochqualifizierter Zigarrenarbeiter heranbildete. Die im Eichsfeld hergestellten Zigarren gehörten bald zu den besten.  

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts gab es wohl kaum einen Ort im Eichsfeld, in dem nicht Zigarren gemacht wurden. In der Zeit vor dem ersten Weltkrieg erreichte die Zigarrenfabrikation im Eichsfeld ihren Höhepunkt.

Eine besondere Bedeutung erlangte Dingelstädt, als im September 1910 die Neumann AG Berlin hier die Zigarrenproduktion aufnahm. 1930 sind über 800 Arbeiter in Dingelstädt und Umgebung beschäftigt. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges stieg die Zahl auf 2500, die allein in den 38 Filialen der Firma Arbeit fanden. Nach dem Krieg wurde der Betrieb als einer der ersten im Eichsfeld in Volkseigentum überführt.

Im Jahr 1957 begann man verstärkt mit der Mechanisierung der Zigarrenproduktion. Es wurden die ersten Roll- und Wickelmaschinen angeschafft. In Handarbeit schaffte ein perfekter Wickelmacher 1800 Wickel, demgegenüber produzierte ein damaliger Wickelautomat 20.000 Stück.

Bis zum Jahr 1989 hatten hier noch 830 Menschen Arbeit. Mit der Auflösung des Großhandels brach der Absatz der Eichsfelder Tabakwaren abrupt zusammen. Der Betrieb wurde privatisiert und die Produktion in Dingelstädt zentralisiert. Heute produziert der Betrieb - als Tabakhaus Dingelstädt GmbH - Qualitätszigarren aus 100 % Tabak. Diese werden zum Teil nach alter Tradition handgerollt.

 

Aber nicht nur in der Industrie wurde die traditionelle Art der Zigarrenherstellung wiederentdeckt. Auch zahlreiche Privatpersonen widmen sich heute wieder diesem alten Handwerk. In vielen Orten kann man sich in den Heimatstuben und Heimatmuseen über diese Tradition informieren.

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